ZitatWenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammen zu suchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem grossen und schönen Meer Antoine de Saint-Exupéry in „Die Stadt in der Wüste“
An diesen Spruch musste ich heute beim aufwachen denken - weil er für mich so etwas ähnliches aussagt als das, was ich schon seit geraumer Zeit empfinde, wenn ich Argumente höre - oder lese - dass man sich zugestehen soll, Millionen zu scheffeln, weil man dann auch viel mehr Menschen - oder Tieren - oder Pflanzen - oder der Umwelt - oder wem oder was auch immer - helfen kann.
Für mich fühlt sich das an, wie wenn ich eben die Aufgaben verteile - und Almosen an die Armen verschenke. Ich meine - versteht mich jetzt nicht falsch - es ist sehr wohl gut, Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, kurzfristig auch mal finanzielle - oder wie immer geartete - Unterstützung zukommen zu lassen - aber ich fände es trotzdem - auf Dauer - sinnvoller - ihnen die Sehnsucht nach (dem) Meer zu vermitteln - statt weiterhin im "Mehr" verhaftet zu bleiben.
Wie komme ich auf das?
kermit-2806001_1920.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Ich habe 2 Jahrzehnte lang mit arbeitssuchend gemeldeten Menschen zu tun gehabt - Erwachsene und Jugendliche - und die wenigsten von ihnen kamen je wieder "richtig auf die Beine" - bekamen ihr Leben selbst wieder in den Griff.
Speziell die Jugendlichen hatten auch meist gar keine Chance ein - aus meiner Sicht - "normales" Leben zu führen - denn, wenn wer in 3. Generation arbeitssuchend gemeldet ist - und ständig nur sieht, dass die Eltern und Großeltern mit der Ziggi und dem Bierchen vor der Glotze hocken - woher sollten sie überhaupt eine Idee davon bekommen, dass "Arbeit" auch Spaß machen - und befriedigend sein - kann.
Ja - auch ich war zwischendurch immer wieder mal arbeitssuchend gemeldet - weil derartige Projekte immer eine zeitliche Befristung haben - aber ich wusste auch immer, dass es - für mich - nur mal wieder eine Verschnaufpause war, bevor das nächste Projekt seine Pforten öffnete.
Aber der Großteil der Menschen, die ich eine mehr oder weniger lange Zeit begleiten durfte, wollten nicht wirklich wieder einer geregelten Arbeit nachgehen - denn die, die in solche Maßnahmen gesteckt wurden, hatten meist den Anschluss schon lange verloren - nennt sich dann Langzeitarbeitslose.
Stimmt - ja - ich war auch 2x in solchen Maßnahmen als Teilnehmerin, weil ich mich nach meiner letzten Scheidung einfach auch übernommen hatte - und diese Zeit brauchte, um mich wieder zu regenieren - und dann neu durchstarten zu können. Ich kenne auch einige, die einfach nur so etwas wie ein Starterkabel brauchten, um wieder "an zu springen" - aber der Großteil derer, die in solchen Maßnahmen sitzen, haben ganz andere Vorstellung vom Leben - als die, jemals (wieder) einer regelmäßigen Beschäftigung nach zu gehen.
Einige davon hatten nachhaltige psychische Probleme - hatten teilweise auch eine entpsrechende Einstufung - andere waren einfach nur schon so abgerutscht, dass sie kein Licht mehr am Ende des Tunnels sahen.
Und dann gibt es da - heutzutage - diese ganzen Coaches und Gurus - die permanent predigen, dass Jede/r alles erreichen kann
-> mit dem richtigen MindSet -> mit den richtigen Strategien
Einfach 1:1 das nachmachen, was eine/r dieser Gurus predigt - und schon ist die Million quasi in der Tasche - und wenn es doch nicht funktioniert, dann liegt es daran, dass man die Vorgaben des Gurus nicht richtig umgesetzt hat - und darf dann den nächsten Kurs buchen, um eben weiterhin die tägliche Portion Motivation zu erhalten, die man von sich aus nicht aufbringen kann.
Nein - ich bin auch nicht täglich motiviert, irgendwas von dem zu tun, was not.wendig ist, um dort hin zu kommen, wo ich letztendlich hin kommen will - und ab und zu gönne ich mir auch ein paar Tage Auszeit - von allem - und bleib einfach mal nen Tag im Bett liegen. Hab ich früher auch immer wieder mal gemacht - aber damals meist, weil ich irgendwann krank wurde - jetzt gönne ich mir solche Pausen eben einfach vorher schon - aber da reden wir meist von einem - selten von mehreren - Tagen ;-)
Zurück zum Thema - Langzeitarbeitslos - oder das Streben nach den Milionen - beide "Methoden" machen jetzt nicht wirklich mehr Sehnsucht nach dem mehr Meer - in dem Sinn von - lasst uns gemeinsam ein Boot bauen.
Bei den erstgenannten geht es oftmals darum, wie man mit möglichst wenig Aufwand das möglichst Beste aus der Situation raus holen kann - und bei zweiteren - eigentlich auch.
Ja - ich weiß - ich bin eine Träumerin - aber ich stelle mir trotzdem lieber eine Welt vor, in der viel mehr Menschen Sehnsucht nach dem Meer haben - und nicht nur nach dem "Mehr" - eine Welt, in der es nicht nur darum geht, wie man möglichst schnell möglichst viel Geld anhäuft - um sich dann noch besser und wertvoller zu fühlen, wenn man etwas davon auch wieder irgendwen spendet.
Sondern eine Welt, in der es gar nicht nötig ist, dass anderen Menschen etwas gespendet wird, weil sich alle selbstverantwortlich um ihre eigenen Belange kümmern - und auch kümmern können. Ja - klar - dafür benötigt es noch ein etwas heftigeres Umdenken - aber einige leben es ja schon vor, wie es auch gehen könnte.
Wobei nein - ich halte nicht viel von einem bedingungslosen Grundeinkommen - weil es die, die jedes Brett 3x umdrehen und alle Argumente heraus suchen, warum sie jetzt dieses Brett nicht die 2 m zum Schiff tragen werden, um ein gemeinsames Schiff zu bauen - noch mehr davon abhalten würde, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen - deren Sehnsucht ist eben nicht das Meer - sondern nur das "Mehr".
Stimmt, ich war auch mal 3 Monate mit einem Alki zusammen, wobei ich die halbe Zeit gebraucht hatte, um es zu checken - weil er sich wirklich bemüht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen, dass er ohne sein kühles Blondes meist nicht mal fähig war, einen geraden Satz zu formulieren. Nein - stimmt nicht - er erweckte - so von außen betrachtet - schon den Eindruck, dass er wisse, was er tat - aber die Zeitspannen, in denen er diesen Schein aufrecht erhalten konnte wurden eben immer kürzer.
Aber ich hab auch diese Erfahrung gebraucht - um einen weiteren Ausschließungsgrund zu kennen - was ich mir ganz sicher nicht (mehr) geben möchte.
Und nein - ich meine auch keine (Klima)AktivistInnen - weil auch die kämpfen nur gegen etwas - statt gemeinsam etwas Neues zu erschaffen - und solange diese Kämpfe andauern - wird es auch im Großen nicht viel Chance geben, an den generellen Zuständen etwas zu ver.ändern.
Für mich ist dieses - EigenVerantwortung übernehmen - eben genau diese - Sehnsucht nach dem Meer - wenn das attraktiver werden würde, würde vieles nicht mehr nötig sein, darüber zu diskutieren - oder dafür - oder dagegen - zu kämpfen - und genau dafür stehe ich - ich möchte viel mehr Menschen die Sehnsucht danach vermitteln, dass sie
-> einerseits wirklich wissen, ---> was sie tun ---> warum sie es tun -> welche Auswirkungen das auf die Menschheit an sich hat -> und ihnen Perspektiven auf zu zeigen, wie sie selbst etwas ver.ändern können -> und dadurch auch dazu beitragen, dass sich "Alles" ändern kann und darf und wird.
Und eins sollte uns allen klar sein - so, wie es jetzt ist, wird es nicht mehr lange sein - irgendwann muss das aktuelle Konstrukt flächendeckend kippen - die Frage, die sich jede/r einzelne von uns stellen sollte = was kann ich dazu beitragen, dass wir letztendlich ein friedvolles Miteinander er.leben können.